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Entlastungen durch externe Dienstleistungen

Entlastungen durch externe Dienstleistungen

Wer ein behindertes oder pflegebedürftiges Kind hat, braucht auch mal eine Pause. So weit so gut. Doch wo finden wir zuverlässige Betreuungskräfte? Und wie sollen wir sie bezahlen? Um einfach mal allein zum Frisör oder zum Einkaufen gehen zu können? Noch schwieriger ist dies für Alleinerziehende, wie eine unserer Mütter erzählt. Doch sie fand schließlich eine Lösung, die sie nur einen Anruf kostete.

Warum Hilfe holen keine Schande ist

Ach, hätte ich doch nur all diese Informationen vorher gehabt! Stattdessen belastete es mich, dass ich mir in einer emotionalen Ausnahmesituation auch noch unsere Ansprüche, Hilfen selbst recherchieren und lebenswichtiges medizinisches Wissen selbst aneignen musste. Ich musste medizinische und therapeutische Entscheidungen treffen, ohne eine Ahnung zu haben, was sie bedeuten würden. Ich wurde Expertin in eigener Sache und irgendwann war ich die Einzige, die unser Kind ganzheitlich betrachtete. Unzählige Stunden verbrachte ich in Wartezimmern und meine Haltung zur Welt veränderte sich.

Wenn das Geld kaum zum Leben reicht
An arbeiten gehen war jedoch nicht zu denken. Mein Sohn brauchte rund um die Uhr Betreuung. Als Alleinerziehende bedeutete das für mich, keinen festen Job annehmen zu können. Das Pflegegeld reichte kaum für die Miete, geschweige denn für einen Therapiestuhl. Oft hatte mein Sohn mit Infektionen zu kämpfen und konnte nicht in die Betreuung gehen – ich musste von Tag zu Tag entscheiden, was möglich war. Dann stand wieder ein langer Krankenhausaufenthalt an. Mehr als ein Gelegenheitsjob war nicht drin.

Kurzzeitpflegeplätze – eine Rarität
Ich erfuhr, dass uns eigentlich per Gesetz (§ 42 SGB XI) ein Kurzzeitpflegeplatz für die Dauer von vier Wochen zustehen würde. Aber ich fand keinen. Ich hatte auch keine Kraft, um mich nach einem familienunterstützenden Dienst umzusehen. Bis ich die Beratungsstelle von „Mein Herz lacht e.V.“ in Anspruch nahm. Bettina, die Pflegeberaterin, griff mir unter die Arme, übernahm die Recherche und hatte innerhalb kürzester Zeit dafür gesorgt, dass mein Sohn eine höhere Pflegestufe erhielt, meinen Antrag durchgeboxt und mir eine Familienhelferin vermittelt.

Auf einmal konnte ich durchatmen
Nun hatte ich zwei Stunden in der Woche für mich. Und ich hatte die Kontakte von Experten erhalten, die ich bei schwierigen Entscheidungen um Rat fragen konnte. All die unsägliche Bürokratie hätte mich sonst irgendwann an den Rand eines Burn-Outs gebracht. Doch auf einmal hatte ich das nötige Knowhow innerhalb weniger Stunden parat. Was für eine Erleichterung! Hätte ich mich doch früher getraut, um Hilfe zu bitten! Seitdem ist meine „Zeit für mich“ mir heilig geworden. Wenn es mit dem Dienst mal nicht funktioniert, merke ich, wie sehr sie mir fehlt. Ich hätte nie gedacht, wie gut es mir tun würde, fremde Hilfe anzunehmen, um zu mir selbst zurückzufinden.

Erste Hilfe wie im Flugzeug
Kennst du die Erste Hilfe Regel im Flugzeug? Setze erst dir selbst eine Sauerstoffmaske auf und hilf dann Personen neben dir. Denn nur so ist gewährleistet, dass du anderen überhaupt helfen kannst. Das ist eigentlich ein plausibler Gedanke und genauso sollten wir es auch im echten Leben handhaben.

Tipps in Kürze: Wo du Hilfe finden kannst

  • Nutze familienunterstützende Dienste
  • Beantrage Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege über die Pflegekasse, wenn du krank wirst oder dringend eine Auszeit brauchst
  • Beantrage eine Haushaltshilfe bei der gesetzlichen Krankenkasse
  • Prüfe, ob deinem Kind eine höhere Pflegestufe zusteht
  • Beantrage ab Pflegegrad 2 die stundenweise Verhinderungspflege
  1. Frage deine Familie nach Unterstützung
    (z.B. auch beim Einkaufen oder Putzen)
  2. Sprich ehemalige Mitarbeiterinnen oder Ehrenamtliche von Kinderhospizen oder Kurzzeitpflege an, ob sie dein Kind stundenweise betreuen können
  3. Suche Praktikanten in Kindergarten oder Schule
  4. Mache einen Aushang für „Babysitter“ an sonderpädagogischen Hochschulen oder Heilerziehungspfleger-Ausbildungsstätten
  5. Bitte Freunde über WhatsApp oder andere Messenger um kleine Alltagshilfen (Einkaufsdienst, Geschwisterkinder mitnehmen)
  6. Kontaktiere die Nachbarschaftshilfe
  7. Biete Geschwisterkindern aus deiner Selbsthilfegruppe, die sich mit der Krankheit deines Kindes auskennen, an, als Babysitter für dich zu arbeiten und zahle ihnen ein Taschengeld
  8. Schau dich auf speziellen Internetbörsen für Betreuung behinderter Menschen um, Assistenz-Börsen oder suche bei Google nach den Begriffen „Pflegeassistenz“ oder „Persönliche Assistenz“
  9. Sprich Förderkreise von Stiftungen an, die sich um Kinder mit Behinderung kümmern
  10. Schalte eine Anzeige im lokalen Blättchen, wenn du Unterstützung suchst
  11. Nutze Dienste der Lebenshilfe oder Familien-Unterstützende-Dienste oder Familien-Entlastende-Dienste oder Angebote anderer Träger
    (Landfrauenvereine, Nachbarschaftshilfe, Leih-Oma-Dienste)

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